Lautlos schwebt der Schnee und verwandelt die Ansicht in ein Winterwunderland.
Ich brauche die Kälte im Winter ebenso wie im Sommer die Wärme. Der saubere Schnee deckt alles zu, das triste Braun der Äcker und das hässliche Grau der Straßen, die toten Zweige der Bäume. Er wirkt dämmend gegen die Welt. Wenn es richtig kalt wird und so dicht, dass nichts mehr hereinkommt und nichts heraus, wenn Autos nicht fahren können und Menschen nicht laufen, dann falle ich in meinen Winterschlaf.
Ich träume wilde Bilder von wilden Leben, die nicht meine sind, es aber bequem hätten sein können. Eine Entscheidung anders getroffen, einmal abgebogen, statt geradeaus gefahren, ein sanfter Flügelschlag des Schicksals nur.
Ich weiß nichts über parallele Welten. Aber ich habe mir sagen lassen, dass auch Physiker nichts darüber wissen. Dass es drei mögliche Erklärungen gibt und eine Vierte, wenn man die drei miteinander kombiniert. Nichts davon lässt sich bisher beweisen, es bleibt pures Gedankenspiel mit den mathematischen Möglichkeiten.
Wie mein Winterschlaf. Der ist auch nicht zu beweisen. Während ich einkaufe, koche, den Chaosprinzen mit einem ferngesteuerten Rennwagen amüsiere, während des Abendessens und beim Singen des Nachtliedes träume ich von meinen parallelen Existenzen. Ich beobachte sie dabei, wie sie Freunde treffen, die ich aus meinen Träumen kenne. Ich schaue dabei zu, wie sie alles richtig machen oder alles falsch. Und manchmal sehe ich sie, wie sie mich beobachten, durch die verschneiten Fenster ihres eigenen Winterschlafs.