Der Wochenanfang scheint mir lauter zu sein, als die übrigen Wochentage.
Der Chaosprinz mault beim Wecken über das frühe Aufstehen. Er ist ein Langschläfer. Und eine Nachteule. Ganz wie ich auch. Nach den Wochenenden fällt es ihm besonders schwer, sich von mir zu trennen und in den Kindergarten zu gehen. Ganz so wie mir.
Montags fürchte ich den Postboten besonders. An Montagen kann ich Ämterschreiben nicht aufschieben, Telefonate nicht gegen die Mailbox laufen lassen, das Klingeln an der Haustür nicht ignorieren und Forderungen nicht mit Verweis aufs Wochenende abweisen. An Montagen liegt eine ganze Woche Verpflichtungen, Terminen und Aufgaben noch vor mir.
Vielleicht rotten wir uns deshalb gerade an Montag Abenden zusammen, kuscheln uns warm im Bett aneinander und erzählen uns Geschichten. Der Chaosprinz erzählt die wundersamsten Dinge. Wie er im Schlaf einen Löwen gezähmt hatte, bis dieser seinen Arm leckte, und so wurden sie Freunde. Er erzählt von dem Verbrecher, den er mit seinem Laserschwert in Schach hielt, bis die Polizei kam und den Schurken ins Gefängnis warf. Und wie er mir Gänseblümchen gepflückt hatte, heute morgen beim Waldspaziergang auf der kleinen Lichtung vor dem Feld, sie aber dann der Kindergärtnerin überließ, weil sie sie so schön fand.
Wenn er dann über die Geschichten in tiefen Traum fällt, liege ich noch lange neben ihm wach und beobachte seinen Schlaf. Ich versuche nicht daran zu denken, welche Steine auf dem Weg vor uns liegen, denn ich weiß, dass ich sie alle wegräumen werde. Jeden einzelnen. Und irgendwann wird aus dem Montag ein Dienstag. Doch davon morgen.