Monatsarchiv: Dezember 2015

Ich hasse den Spätherbst

Wenn es dunkel ist und feucht. Dieser kalte Regen, Matsch, morgens undurchdringlicher Nebel. Wann immer ich mich morgens zur Schule gehen sehe, ist solches Wetter. Als sei meine Schulzeit eine endlose Aneinanderreihung feuchter Kälte gewesen.

Die Welt um mich herum ist verrückt geworden. Erinnerung durchdringt meine Träume. Böse Vorahnungen dominieren den Tag. Ich bin kaputt, aber ich frage mich längst nicht mehr, was mit mir los ist. Und ich habe aufgehört, SOS zu funken, denn dort draußen ist niemand mehr, der es hören und antworten würde.

Ich bewege mich durch lärmende Schaufensterpuppen. Sie gehen auf de  Weihnachtsmarkt, sitzen in Cafes oder Kneipen, und abends kehren sie heim und stöpseln den Akku ein. Ich bewege mich durch Nebel und Sprühregen, unter meinen Schuhen raschelt totes Laub. Ich bewege mich auf dünnem Eis.

Heute scheint die Sonne, aber sie wärmt nicht. Um mich herum ohrenbetäubendes Stillleben. Die Nachbarpuppe mäht den Rasen. Und sonst? Nichts weiter.

 

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An der Kasse im Discounter

wartet geduldig eine ältere Frau an ihrem Rollator auf Durchlass.  Geblümter Rock, geblümtes Kopftuch, mehrere leichte Pullover übereinander. „Ich nomm nix!“ hatte sie mir gesagt, und ich hatte mich gefragt, was sie wohl gebraucht hätte.

Mütterchen, ich würde dir helfen, aber ich bin schon längst tot. Ich fiel irgendwann unbemerkt in der großen Schlacht ums kleine Leben. Was du siehst, ist lediglich ein Abbild, voll funktionsfähig, aber hohl. Da ist nichts mehr, was weh tun könnte. Nicht dein geblümtes Tuch oder der schwere Gang. Ich habe den Schmerz aufgebraucht und mit dem Leid alles Mitleid dieser Welt. Und ich bin schon so weit weg, obwohl ich heute denke, ich wäre überall unglücklich geworden.

Was passiert ist, musste wohl passieren, Mütterchen, dir wie mir. Und zurück können wir wohl beide nicht mehr.

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