Ausgeknockt

Auf der Suche nach uns selbst stolpern wir abends auf der Terrasse zufällig über einander, jeder in seinem eigenen Universum, unberührbar und deshalb ungerührt, und es fallen Worte, wie man sie sonst nur vom Stuhlkreis kennt.
Wir wollen jetzt über uns sprechen, sagst du, aber ohne den üblichen Pathos, denn ich werde nicht deine Hand halten und dir sagen, dass alles schon irgendwie gut werden wird.
Und ich schweige und nicke, und nicke und denke, wie sehr mir das Quaken der Frösche im kleinen Gartenteich auf die Nerven geht und dass man sie aussetzen müsste, irgendwo im Ennert, fern ab der Straßen, aber es würden neue Frösche kommen, die quaken, das Generve hätte ohnehin kein Ende.
Die Sonne geht unter, die Nacht ist Gottlos und Liebe, die braucht, ist keine. Das sage ich dir aber nicht, das behalte ich für mich, damit es geschützt bleibt, denn es ist mein Eigentum.
Wir sitzen also still auf viel zu harten Stühlen, weil die Sitzkissen noch im Keller überwintern, und glotzen auf das Dunkel des Ölbergs, der sein winziges rotes Licht wie ein Leuchtturm ins Nichts schickt.
Das muss so, sagst du, der Klang deiner Stimme macht mich nervös, und ich schlucke trocken die klare Luft einer kühlen Nacht.
Wenn du das Gefühl hast, dass dir etwas fehlt und du dich deshalb unwohl fühlst, dann trink ein Glas Wasser, sagte meine Mutter immer, denn es ist immer Wasser, das dir fehlt.
Der Rauch deiner Zigarette weht zu mir herüber und lässt mich automatisch nach der Packung tasten.
Wir müssen unsere Gewohnheiten überdenken, sagst du und rauchst, vielleicht werden wir dann glücklich.
Der Alltag ist ein Allesfresser, denke ich und rauche, und, dass dich das im Grunde gar nicht betrifft. Du greifst morgens in die Kommode und holst frische Unterwäsche heraus. Abends wirfst du sie in den Wäschekorb neben der Badewanne. Über deine sonstigen Gewohnheiten weiß ich nichts.
Meine eigenen frisst täglich die Zeit. Lediglich das Wetter ändert sich und mit ihm die Auslagen des Bauern, bei dem ich unser Obst und Gemüse kaufe, weil ich denke, dass es dort gesünder ist.
Aber was weißt du schon über mich oder über dich, und was weiß eigentlich ich, wenn alles, was du tust, den Anschein der Perfektion zu haben hat.
Es ist doch nie zu spät, sagst du.
Wir wissen beide, das ist gelogen, doch wer will denn jetzt noch um Jahrzehnte alte vergossene Milch weinen.
Ach, du, sagst du.
Ach was, sage ich und wische mit der Hand die Schwärze fort.

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