Monatsarchiv: Januar 2019

Immer, immer, immer gehen die Dinge kaputt.

Immer, immer, immer gehen die Dinge kaputt, sage ich. Kaum hat man den geeigneten Platz auf dem Regal gefunden, die Funktionsweise endlich verstanden, sich an das eigenwillige Muster gewöhnt, gehen die Dinge kaputt.
Es ist schon spät, das Kind schläft und der Hund schnarcht am Bettende. Ich humple in dein Zimmer und lasse mich auf die Couch fallen.
Immer, immer, immer gehen die Dinge kaputt, wiederhole ich, weil du beim ersten Mal gar nicht reagiert hast.
Was ist kaputt? fragst du.
Ja, was denn nicht, frage ich rhetorisch, denn ich weiß, dass du weißt, was ich meine. Wir hatten das Thema über die Jahre immer mal wieder sporadisch. Kaputte Möbel, Elektrik, Beziehungen. Angeschlagenes Geschirr, Gesundheit, Selbstbewusstsein. Löchrige Schuhe, Shirts, Zähne. Immer, immer, immer geht alles kaputt.
Geplante Obsoleszenz, sage ich und bin wütend, ich habe das recherchiert. Miele, zum Beispiel, führe ich an, Miele ist ja nicht blöd, eine Waschmaschine zu bauen, die zehn Jahre hält, wenn sie mit nur einer Sollbruchstelle an einem Dichtungsring, an den keine Sau drankommt, ohne die Trommel zu zerlegen, alle drei Jahre eine neue verkaufen kann.
Ich gebe zu: manchmal verstehe ich die Dinge nicht, obwohl ich nicht dumm bin. Manchmal verstehe ich sie auch falsch, obwohl die Anzeichen unmissverständlich sind. Für mein Leben macht das allerdings keinen paktischen Unterschied.
Wieso denn jetzt Waschmaschinen? fragst du.
Das dient lediglich als Beispiel, sage ich.
Dafür, dass die Dinge kaputt gehen? fragst du.
Für geplante Obsoleszenz, sage ich. Oder die Dreistigkeit, mit der wir Konsumenten angelogen werden, wenn es um Profit geht.
Darum geht es dir doch gar nicht, sagst du, aber falls doch, dann kannst du eine Waschmaschine von einer anderen Firma kaufen, sagst du, eine, die länger hält.
Das machen doch alle Hersteller so, sage ich und überhöre deinen Einwand, dass ich statt von Äpfeln von Tomaten rede. Du kriegst doch auf dem Markt keine Waschmaschine mehr, die länger als drei Jahre hält.
Dann musst du eben mit der Hand waschen, wenn dich das stört, sagst du ergeben müde, und außerdem, wenn du weißt, wie lange so eine Waschmaschine hält und Miele nicht Langlebigkeit verspricht, ist es auch keine Lüge.
Sie schreiben aber auch kein Mindesthaltbarkeitsdatum drauf, sage ich starrsinnig, und außerdem geht es nicht um Handwäsche.
Nein, sagst du, es geht ja auch nicht um Waschmaschinen.
Das spielt doch jetzt gar keine Rolle, sage ich, worum es mir eigentlich geht. Und überhaupt, seit wann ist denn überhaupt wichtig, worum es mir eigentlich geht?
Du argumentierst unlogisch, wendest du ein, weil sich der Satz in vergangenen Diskussionen ähnlicher Couleur oft als hilfreich erwiesen hatte und du außerdem schlafen willst.
Ja, aber das macht mir nichts aus, sage ich, das macht mir echt überhaupt rein gar nichts aus, musst du wissen.
Hmmhn, murmelst du schlaftrunken in die Bettwäsche.
Ja, okay, du hast ja Recht, das war gelogen, das gebe ich zu. Es macht mir etwas aus.
Das sollte nur eine, zugegebenermaßen missglückte Bestätigung sein, sagst du, und, ich muss jetzt wirklich schlafen.
Achso, sage ich, na ja, macht ja nichts. Passiert den Besten.

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Was ich schreibe, wenn ich schreibe

Über einen Zufall, wie es oft so ist, komme ich mit einer alten Freundin ins Gespräch. Sie schreibe nicht mehr, sagt sie, sie vermisse es nicht einmal. Es sei auch nicht so, dass sie nicht wollte oder keine Zeit hätte, nein, sie habe einfach nur aufgegeben. Es drangegeben. Wie das bei mir sei, fragt sie, und ich denke nach.
Dabei fällt mir auf, wie lange ich nicht mehr geschrieben habe und wie viel das Schreiben zu meiner Identität beigetragen hat. Und ich denke, vielleicht war es ja Gottgewollt, mein Scheitern, vielleicht sollte ich niemals zu mir selbst finden, weil es mich ja gar nicht hätte geben sollen und deshalb geht es hier auch gar nicht um mich.
Und dann denke ich: Wer soll das denn jetzt verstehen, Unastre, und wenn du immer so eine kryptische Scheiße schreibst und dabei immer so eine beschissene Kryptik rauskommt, dann musst du dich doch nicht wundern, wenn das keiner lesen will.
Aber dann denke ich an Camus und Kafka und Bukowski, und wie sie alle immer nur sich selbst beschrieben haben und das hat auch keiner kapiert.
Wobei die heute auch niemand mehr lesen würde. Weil sie heute alle nur noch Geduld für eine Twitterlänge Text aufbringen.
Ein Buch. Das werden wir künftigen Generationen erklären müssen. Es hat Seiten, nein, echte, aus Papier, meine ich. Ja du kannst darin blättern, nur nicht so. Nein, man muss keinen Produktkey aktivieren, man muss es nur aufschlagen. Alexa, google mal „Buch“.
Jedenfalls, wenn es doch gar nicht um mich geht und es sowieso keiner liest, dann kann ich es genauso gut auch genau so hinschreiben wie es ist.
Und mich vielleicht wieder selbst darin finden.

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