In manchen Nächten ist an Schlaf nicht zu denken.
Weil es dunkel geworden ist, und die Nacht über mir hängt wie ein leeres Versprechen, während die guten Menschen schlafen und an nichts Böses denken, weil es Angst macht, in die Sterne zu schauen und dem Chaosprinzen zu erklären, dass wir jetzt in eine unbekannte Unendlichkeit sehen, anstatt wie tagsüber ins Zentrum unserer kleinen Galaxis.
Warum wohnen wir hier? fragt er mich, und ich antworte wahrheitsgemäß, dass ich das nicht weiß.
Die einfachsten Fragen werden zu den größten Mysterien, wenn der Mond erst aufgegangen ist. Was im Tageslicht selbstverständlich scheint, lässt sich mit Anbruch der Nacht nur bei geschlossenen Augen in Sicherheit betrachten.
Warum sind wir hier? fragt der Prinz, und ich würde ihm jetzt gern ein Schaf in die Luft malen, ein perfektes, eines das in der Kiste, die ich drum herum gemalt habe, eingeschlafen ist und vom Morgen träumt, von gleißend hellem Sonnenschein, saftig grünen Wiesen und einem kristallklaren Bachlauf.
Aber ich kann nicht malen. Und ich habe keine Antworten mehr, wenn die Dunkelheit hereinbricht.
Der Chaosprinz rollt sich ein wie ein Kätzchen. Er hat gelernt, dass seine Mutter die Nächte fürchtet. Er weiß nicht, dass ich, wenn er eingeschlafen ist, auf den Balkon gehe und bis zum Tagesanbruch frierend die Sterne zähle.