Hundert mal öffne ich whatsapp, durchsuche meine Kontakte, um zu erklären, zu bitten, zu rechtfertigen, dann denke ich ans telefonieren, aber das erscheint mir zu unsicher, denn ich würde schon bei der Begrüßung weinen.
Wieder versuche ich whatsapp, ich formuliere, suche Worte, finde keine.
A. sagt, wenn wir ausschließlich über negative Dinge sprechen, will auch keiner mehr was mit uns zu tun haben.
Ich mache mir nicht die Mühe, sie darauf hinzuweisen, dass mit uns doch ohnehin niemand mehr was zu tun haben will, und außerdem sprechen wir nie über Gutes, weil es schon so lange her ist, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, um davon zu sprechen.
Allen geht es jetzt schlecht, sagt Frau R. und ich gebe ihr Recht. Nur interessiert mich das gerade nicht. Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich keinen Ausweg mehr, keine Optionen, keine Wahl. Zum ersten Mal habe ich kein Ohr mehr für das Elend der Welt, denn zum ersten Mal erscheint mir mein eigenes viel zu groß.
Hundert mal blättere ich durch meine Telefonliste, suche nach jemandem, der mir zuhört, mich tröstet und mir dann sagt, dass alles wieder gut werden wird. Auch wenn es natürlich gelogen wäre.
Aber da ist einfach niemand.
Wohin sollte ich es auch tragen, das Leid, den Schmerz, die Verzweiflung.
Jesus hört dich immer, sagt H.
Jesus, denke ich, ich habe mein Leben in Seine Hände gelegt, besonders pfleglich ist Er damit nicht umgegangen.
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