Was im Moment an deutschen Schulen läuft, ist nur noch mit planlosem Durcheinander zu beschreiben. Seit die Einzeltestungen abgeschafft wurden, fehlt die halbe Klasse. Die Lehrer halten tapfer durch und unterrichten sich durch den kläglichen Rest. Übers Wochenende einigt man sich schulintern auf eine Einzeltestung der Kinder im lokalen Bürgertestzentrum vor Schulbeginn am Montag.
Heute früh beim Bürgertest: Ihnen ist das Papier ausgegangen! Ohne ausgedruckten Nachweis darf der Chaosprinz nicht am Unterricht teilnehmen. Er kommt weinend und mit Nasenbluten zurück nach Hause.
Ich bin wütend. Auf die planlose Politik der Krisenverwaltung anstelle einer tragfähigen Strategie in der Pandemielage. Über die Versäumnisse des Schulministeriums, das zweieinhalb Jahre Zeit hatte vernünftige Konzepte vorzulegen, die es ermöglichen sollten, den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten. Und auf das Bürgertestzentrum, das bei dem zu erwartenden Ansturm heute nicht für genug Papier gesorgt hat.
Ich wische dem Prinzen das Blut und den Rotz aus dem Gesicht und setze ihn vor den Onlineunterricht, der direkt aus dem Klassenzimmer übertragen wird.
Böhmermann bezeichnet die Kinder als Pestratten unserer Zeit. Was Satire sein soll, geht voll nach hinten los, seit man das Problem eines sicheren Unterrichts in die Familien zurückgeschoben hat. Die können darüber nämlich gar nicht lachen. Verzweifelt versucht die albanische Mutter, die Vorgaben zu verstehen. Ich versuche zu erklären, was ich davon verstanden habe. Viel ist es nicht.
So ist es einfach nicht zu bewältigen. Dabei ist völlig unerheblich, ob ich verantwortungsvoll mit den Testungen umgehe. Es bleibt eine enorme Unsicherheit, selbst dann noch, wenn alle anderen Eltern ebenso verantwortungsvoll handeln.
Um Absurdistan zu komplementieren, findet Kretschmann, die Virologen sollten sich in der C-Frage doch bitte nicht mehr in die Politik einmischen. Diese Aussage ist in höchstem Maße verstörend, hört man doch seit über zwei Jahren den eindringlichen Appell der Politik an die Bevölkerung, doch bitte auf die Erkenntnisse der Wissenschaft zu vertrauen. Dieser Appell weicht nun offenbar irrationalen Machtspielen und affektierter Rechthaberei unserer Regierenden.
Was ein solches Gezerre anrichtet, scheint Herrn Kretschmann und seinen Kollegen reichlich egal zu sein. Schließlich sei man gewählt worden, um Entscheidungen zu treffen. Dass diese nicht unbedingt vernunftsnah und schon gar nicht hinreichend anwendbar sein müssen, zeigt sich aktuell vor allem dort, wo politische Verantwortung zum Schutz und Wohlergehen der Jüngsten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.