Die Zeit zieht weiter, die Karnevalswoche ist vorbei, die Schule hat wieder begonnen. Die Sonne geht morgens auf und abends wieder unter, nur der Mond lässt sich seit einigen Tagen nicht mehr blicken. Mir fehlen immer noch die Worte, die richtigen, solche, die ins Schwarze treffen würden. Die sind auch wirklich selten, ich suche schon mein halbes Leben danach.
Viele Dinge lassen sich einfach nicht ausreichend beschreiben. Da werden die Grenzen der weiten Sprache plötzlich eng und lassen keinen Raum zum atmen. Oder die Sprache hat einfach ihre Grenzen erreicht, darüber kann man nicht mehr, dahinter ist das blaue Nichts. Als würde die Welt enden, bevor wir einen Plan für eine neue haben.
Gestern im Sachkundeunterricht sagte die Lehrerin, in Russland würden die Medien nicht die Wahrheit berichten. „Woher sollen wir denn wissen, dass das nicht in Deutschland ganz genauso ist?“ fragt der Chaosprinz mich hinterher. Ich beginne, ihm etwas über Pressefreiheit und guten Journalismus zu erzählen, muss aber schließlich zugeben, dass er Recht hat. Wir können es nicht wissen, wir können lediglich darauf vertrauen.
Irgendwie scheint jede Jahreszeit ihre eigene Müdigkeit zu haben, und so bin ich derzeit frühjahrsmüde. So schlimm war es irgendwie noch nie, sage ich zur Suppenfreundin. Du warst auch noch nie fünfzig, antwortet sie. Wie logisch das bei ihr immer alles klingt. Für heute habe ich nichts nachzujagen, ich muss keine Worte mehr suchen, ich werde sie heute ohnehin nicht finden. Für heute habe ich entschieden, den Tag zu beenden, den Sonnenuntergang zu erzwingen, auch wenn es draußen erst langsam dämmert. Alles weitere verschiebe ich dann auf morgen. Wie immer, wenn ich mit dem Tag nicht fertig werde.