Die Tage ziehen mit den Wolken hinter das Siebengebirge, freundlich von der Frühlingssonne beschienen. Auf dem Gras leuchten die gelben Tupfer des Löwenzahns, nachts schließen sich ihre Blüten als würden sie schlafen. Der Chaosprinz ist mit der Suppenfreundin unterwegs und der Hund liegt neben dem Kater in der Sonne. Der Schneeball am Ende des Grundstücks steht in voller Pracht und ich stelle mir vor, wie es draußen jetzt überall duftet.
Nach dem Neurologen weigert sich nun auch die Hausärztin, die notwendigen Medikamente zu verschreiben, ohne mich vorher gesehen zu haben. Ich bin chronisch krank, die Erkrankung ist selten und in den vergangenen zehn Jahren hatte ich notgedrungen Gelegenheit und außerdem ausreichend Mühe, mein eigener Arzt zu werden. Na ja, sie wollen mich ja nur sehen. Von untersuchen war auch nicht die Rede. Ich überlege kurz zu antworten, entscheide aber dann, dass es vermutlich wenig Unterschied machen wird.
Für das Bloggen bleibt während der Ferien wenig Inhalt. Die nächsten Klassenarbeiten wurden angekündigt, Mathe und Englisch, direkt in der ersten Schulwoche. Der Chaosprinz hat mir dafür morgens eine halbe Stunde eingeräumt, den Rest des Tages möchte er anders verbringen und ich kann es ihm nicht verdenken. Während er sich Beschäftigung sucht und an einem Finanzkonzept für eine eigene Pizzeria bastelt, plant die Suppenfreundin die Outdooraktivitäten am Nachmittag.
Dann sitze ich hier wieder allein im Schachtelhaus zwischen Hund und Katze. Wie gern wäre ich mitgefahren, um ihm dabei zuzusehen, wie er Kopfsprünge vom Dreier macht oder für sein Bronzeabzeichen trainiert. Wie er Steine über das flache Wasser springen lässt, Containerschiffe zählt und dem Hund durch die Wiesen nachjagt. Wie gerne wäre ich mit dabei. Und wenn es nur für die Autofahrten wäre, in denen wir interessante Gespräche darüber führen, wer sich auf der Klassenfahrt in wen verliebt hat.
Ein anderes Bild als der immergleiche Blick, halb verdunkelt von der Rolllade, auf die von Unkraut bewachsenen Steine der Terrasse und einen Teil des zugewucherten Gartens. Den Wind auf der Haut spüren, den ich aus dem Fenster die Büsche bewegen sehe. Dem Zwitschern der Vögel zuhören, statt dem Arbeiten des Kühlschranks. Irgendwo anders unglücklich sein und Schmerzen haben, nur bitte, bitte nicht mehr hier.
Es ist seltsam: Menschen, die uns besuchen kamen, früher, heute kommt fast niemand mehr, aber früher, waren immer begeistert angetan vom Schachtelhaus. Vom weiten Blick über die frischen Felder auf die grünen Hügel des Siebengebirges. Den bodentiefen Fensterfronten, die so viel Licht reinlassen, dass man bei schönem Wetter um die Mittagszeit die Rollladen herunterlassen muss, um nicht geblendet zu sein. Das großzügige Raumkonzept, das fast ohne Türen auskommt und kaum einen Ort zum Rückzug lässt.
Was dem Einen das Paradies, kann dem Anderen zur Hölle werden.
Versprich mir, sagte der Chaosprinz heute, bevor er loszog, dass du dich ausruhen wirst, während wir weg sind.